CDU Stadtverband Coesfeld

Innovativer Umstieg in Nischenprodukt

Stellvertretende Bürgermeisterin Ulrike Fascher (CDU) besichtigt landwirtschaftlichen Betrieb

Coesfeld - Seine Mutter brachte ihn auf die Idee. „Fang doch mal was Neues an“, sagte Helga Kötting damals zu ihrem Sohn. „Das waren die Anfänge mit unserem Knoblauch“, erzählt Michael Kötting. Jetzt baut die Landwirtschaftsfamilie aus der Coesfelder Bauerschaft Stockum auf 13 Hektar die intensiv duftende Pflanze an. Dabei sieht die Tradition bei den Köttings völlig anders aus: „Wir waren über drei, vier Generationen Sauenhalter“, berichtet Michael Kötting. In Spitzenzeiten hatte der Familienbetrieb 400 bis 500 Sauen. Aktuell sind es noch 50 Ferkel, die letzten. „Wenn die abgeholt werden, war es das“, sagt Kötting. „Dann ist damit Feierabend.“ Zu wenig Verdienst, zu schlechte Zukunftsaussichten.

 

Michael Kötting (r.)  zeigt Vertretern des WLV-Kreisverbands, der Landwirtschaftskammer sowie Kreisdirektor Dr. Linus Tepe (l.) und der stellvertretenden Bürgermeisterin Ulrike Fascher (Coesfeld, vorne l.) den Betrieb.Michael Kötting (r.) zeigt Vertretern des WLV-Kreisverbands, der Landwirtschaftskammer sowie Kreisdirektor Dr. Linus Tepe (l.) und der stellvertretenden Bürgermeisterin Ulrike Fascher (Coesfeld, vorne l.) den Betrieb.

Die Familie setzt inzwischen auf erneuerbare Energien und auf Knoblauch als zweites Standbein, berichtet Kötting gestern im Rahmen des Pressegesprächs zur Erntebilanz im Kreis Coesfeld. Es findet jedes Jahr auf einem anderen Betrieb statt, der sich an innovative, neue Entwicklungen wagt. Kötting wurde als Junglandwirt 2019 mit dem landwirtschaftlichen Förderpreis für sein Knoblauch-Projekt ausgezeichnet. „Wir haben mit ein paar Quadratmetern angefangen“, erinnert sich der 31-Jährige.

Das sieht mittlerweile anders aus. Draußen auf dem Hof stehen mannshohe Kartons mit 18 Tonnen Pflanzgut auf Paletten – in zwei Wochen soll ausgesät werden. Helga Kötting holt eine Handvoll heraus: es sind lauter Knoblauchknollen. „Sie werden auseinandergepresst“, erklärt sie und zerdrückt eine Knolle in ihren Händen. „Und dann kommen die Zehen in die Erde.“ Ähnlich wie bei Kartoffeln, für die auch die Knolle und nicht Samen aus der Tüte verwendet wird.

Die Köttings haben investiert. In Spezialmaschinen, eine neue Halle mit einem Kühlraum. Leicht fällt der Umstieg für die Familie nicht. „Das tut natürlich auch weh“, sagt Michaels Vater Ludwig Kötting. „Ich habe viele Tränen vergossen.“ Er habe die Arbeit mit den Ferkeln geliebt. „Aber wenn es nichts mehr einbringt und man noch draufzahlt, dann geht es eben nicht mehr“, sagt er. „Und der Knoblauch ist eine interessante Alternative.“

Ein Nischenprodukt. In Westfalen sehr ungewöhnlich, es gibt kaum Anbauer. Einfach ist das alles nicht. Denn beim Knoblauch muss fast alles per Hand gemacht werden, auch wenn bei der Aussaat und Ernte Maschinen helfen. „Wir haben hier acht, neun Angestellte“, veranschaulicht Michael Kötting den Personalaufwand. So müsse der Knoblauch händisch für die Geschäfte und Supermärkte aufgearbeitet werden – die Knollen von ihrer äußeren Schale und der Erde befreit werden, die Wurzeln abgeschnitten werden. Wie weiße Porzellanstücke in einer Kiste sieht der fertige frische Knoblauch aus. So kommt er in den Handel. Eine weitere Hürde ist der Verkauf des Gemüses. „Beim Einzelhandel kann man jeden Tag neue Überraschungen erleben“, weiß Michael Kötting. Die Mengen, die die Supermärkte benötigen, sind für ihn nicht genau planbar.

Trotz aller Hürden hat sich die Familie entschlossen, mit dem Knoblauch weiterzumachen. Die neue Halle ist fast fertig. „Knoblauch ist recht genügsam und benötigt relativ wenig Wasser“, findet Michael Kötting. Die Ernte sei dieses Jahr gut ausgefallen. Der Knoblauch mochte den warmen Sommer.